Zur Leipziger Buchmesse zeigen Thomas Schmidt und sein Team das Digitale Lernlabor. Dabei geht es nicht einzig und allein darum, den aktuellen Lehrplan mit digitalen Methoden anzureichern, sondern das didaktische Konzept grundlegend neu zu denken.
Neue Wege des Lernens aufzeigen
Faktenvermittlung. Wissensabfrage. Frontalunterricht. – Noch immer bestimmen „Richtig“ und „Falsch“ den klassischen Schulunterricht. „Im späteren Arbeitsleben gibt es aber andere Herausforderungen“, weiß Thomas Schmidt, Geschäftsführer von Helliwood Media & Education im Förderverein für Jugend und Sozialarbeit e.V., einer Non-Profit-Organisation, die Bildung und Medien verbindet. Seinen ersten Auftritt hatte das Digitale Lernlabor 2016 auf dem Nationalen IT-Gipfel in Saarbrücken. Auf der Fachkonferenz sollten Beispiele für digitale Bildung präsentiert werden. Helliwood bewarb sich mit dem Digitalen Lernlabor und zeigte neue Wege des Lernens. „Unsere Kinder haben innerhalb kürzester Zeit ein kleines Verkehrsspiel programmiert. Das Fachpublikum war begeistert, wie schnell ein Ergebnis zu sehen war.“ Nach diesem ersten erfolgreichen Auftritt war sich Helliwood sicher: Das Labor darf nicht wieder verschwinden, sondern muss der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nach einem ersten Messeauftritt auf der Bildungsmesse Didacta ist das Lab nun im März 2018 auf der Leipziger Buchmesse zu sehen. „Ein idealer Rahmen für uns, hier treffen wir zahlreiche Lehrer, Schüler und Familien, die an Themen wie Bildung, Digitalisierung und Gesellschaft Interesse zeigen“, so Thomas Schmidt.
Lösungswege selbstständig finden
Das Digitale Lernlabor ist – wie auf den ersten Blick vielleicht angenommen – keine digitale Variante der heutigen Klassenzimmer. Es geht nicht darum, Vorträge mit Unterstützung von Whiteboards zu optimieren oder auf dem heimischen Sofa dank Virtual Reality zu lernen. „Es stellt grundlegend in Frage, wie unsere Kinder lernen können.“ Geistige Väter des Konzepts sind der Mathematiker Seymour Papert und der Pädagoge Jean Piaget. Stammen beide aus unterschiedlichen Fachrichtungen, so eint sie eine klare Idee: Während sich die Arbeitswelt und die damit verbundenen Herausforderungen in den letzten Jahren grundlegend geändert haben, ist das Schulsystem noch immer gleich. Werden in der Gesellschaft vielseitige Lösungswege und das teamorientierte Arbeiten gefragt, setzt der Unterricht auf einen klaren Lösungsweg. „Das hemmt die Kinder in ihrer Kreativität und bremst die Motivation beim Lernen“, meint Schmidt. Kinder müssen selbstständig Lösungswege finden – ohne vorgegebenen Rahmen. „Und dafür sind digitale Medien bestens geeignet.“
Klicktipp: Die Broschüre „Das digitale Lernlabor. – Neues Lernen im 21. Jahrhundert“ gibt einen Einblick, wie sich in Zukunft Lernen und Lehren gestalten lassen.
Das Emoticon-Gedicht
Kreativität und Teamfähigkeit bilden daher auch den Grundsatz aller Stationen im Digitalen Lernlabor. So dürfen Kinder passend zur Leipziger Buchmesse beispielsweise Gedichte bekannter Literaten mit Emoticons transferieren. „Wir übersetzen die Sprache unserer Großväter sozusagen in die heutige Zeit“, so Schmidt. „Wahrscheinlich entsteht dabei eine ganz neue Literaturform.“ An einer zweiten Station lernen die Schüler einige Programmier-Elemente. Mit diesen kommt eine Schildkröte in Bewegung, die wiederum ein Kunstwerk entstehen lässt. An einem dritten Element bauen Schüler digitale Bausteine zusammen und schicken damit ihr Fahrzeug auf eine kreative Reise.
Am Messedonnerstag und -freitag nehmen vormittags Schulklassen im Lernlabor Platz. „Ein Showcase ohne doppelten Boden“, erklärt Schmidt. Denn die Schulklassen kommen zum ersten Mal mit den Lernmethoden in Kontakt. Vor Ort können Besucher sehen, wie schnell diese Methoden zu Ergebnissen führen – und das ohne lineare Wegführung. Nachmittags und am Wochenende steht das Lernlabor allen Besuchern zur Verfügung. Das Projekt „Coding. Making. Rocking.“ richtet sich in erster Linie an Kinder ab 10 Jahren, nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. Ergänzt wird das Angebot durch den Edu-Talk. Täglich ab 14:15 Uhr erklären Experten, wie Lernen mit digitalen Medien funktioniert.
Im Auftrag der Selbstständigkeit
Teile des Lernlabors basieren auf dem Projekt „Code your life“, einer deutschlandweiten Bewegung, bei der Kinder in kleinen Gruppen vor Ort eine Programmiersprache lernen und aufbauen. „Wir erleben immer wieder, dass Lehrer schnell einspringen wollen, wenn Kinder nicht gleich eine Lösung finden – wir versuchen dann immer, diese zurückzuhalten“, erklärt Thomas Schmidt. „Denn es gibt nichts Besseres, als stolze Kinderaugen zu erleben, die die Lösung selbst gefunden haben.“ Zur Leipziger Buchmesse ist das Digitale Lernlabor in Halle 2, C304 zu erleben. Hier schildern Schüler ihre ersten Eindrücke vom Lernlabor.
Bildungsprogramm zur Leipziger Buchmesse – Daten und Fakten:
- Termin: 15. bis 18. März 2018
- Ort: verschiedene Messehallen und im Concress Center Leipzig
- Leipziger Buchmesse ist eine der größten Veranstaltungen zur Leseförderung und Medienbildung im deutschsprachigen Raum
- eigener Messebereich für Lehrer, Erzieher und pädagogische Fachkräfte aller Fachrichtungen und Schulformen sowie ihre Schulklassen
- umfangreiches pädagogisches Fachprogramm
- Ausstellungsbereiche für Bildungsmedien, Schul- und Kindergartenausstattungen, für Kinder- und Jugendliteratur
- 2017 besuchten 2.000 Lehrer und Erzieher sowie etwa 29.600 Schüler mit ihrer Klasse die Leipziger Buchmesse
Mehr unter: www.leipziger-buchmesse.de/Programm/Fokus-Bildung/