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    Preisträger 2018

    Preisträger in der Kategorie Sachbuch/Essayistik

    Karl Schlögel: "Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt"
    (Verlag C.H. Beck)

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    Über das Buch

    Der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel lädt hundert Jahre nach der Revolution von 1917 mit seiner Archäologie des Kommunismus zu einer Neuvermessung der sowjetischen Welt ein. Er beschreibt eindrucksvoll die Objekte und Routinen des Lebens zu sowjetischen Zeiten und interessiert sich für die Paraden der Macht genauso wie für die Rituale des Alltags. Er erkundet die Weite des Eisenbahnlandes und die Enge der Gemeinschaftswohnung und stellt so die Sowjetunion als „Lebensform“ dar. In allem – ob im Mobiliar, im Duft des Parfums oder der Stimme des Radiosprechers – hat die Sowjetunion ihre Spur hinterlassen.

    Die Begründung der Jury

    Karl Schlögels Buch „Das sowjetische Jahrhundert“ ist meisterhaft erzählte und zugleich denkbar originelle Geschichtsschreibung. Denn seine Vergegenwärtigung dieses seltsamen Gebildes namens Sowjetunion ist keine lineare Erzählung, vom Anfang 1917 bis zum Ende 1991. Sondern es ist ein Streifzug mit Panoramablick, Summe jahrzehntelanger Beschäftigung. Schlögel durchdringt die Tiefenschichten einer Epoche und entwickelt dabei starke sinnliche Anschaulichkeit. Dieses Buch ist ein sehr modernes Buch, geschrieben nach dem Ende aller großen Erzählungen, von einem Autor, der diese großen Erzählungen aber bestens kennt. Seine Paten sind keine Historiker, eher Walter Benjamin und Roland Barthes. Vielleicht aber ist letztlich Schlögels Ton das Außergewöhnlichste an diesem Buch: ohne Triumphalismus oder Nostalgie, dafür in einer heroisch-scharfsichtigen Melancholie, mit Sinn für Tragik. Darin ähnelt er einem der großen Historiker aus dem 19. Jahrhundert, der sich ebenso stark für Kunst und Sitten, weniger für die Haupt- und Staatsaktionen interessierte: der Schweizer Jacob Burckhardt, an dessen 200. Geburtstag in wenigen Wochen erinnert wird. So wie dieser hat auch Schlögel den Blick für das Individuelle und das Allgemeine, für den Einzelnen auf den großen Wellen des historischen Ozeans. Und wer es bislang noch nicht wusste, der kann es jetzt in diesem Werk bewundern: Der Sowjet-Archäologe Karl Schlögel ist eigentlich ein großer Schriftsteller. Herzlichen Glückwunsch, lieber Herr Schlögel.

    Der Autor

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    Copyright: Siemens-Stiftung

    Karl Schlögel, 1948 geboren, lehrte bis zu seiner Emeritierung Osteuropäische Geschichte, zuerst an der Universität Konstanz, seit 1995 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur sowjetischen und osteuropäischen Geschichte. 2016 erhielt er für sein Buch Terror und Traum. Moskau 1937 (Hanser, 2008) den Preis des Historischen Kollegs.

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